von winfried stanzick:
Das vorliegende Buch von Georg Diez beschreibt den "Tod meiner Mutter". Es ist ein stilles, nachdenkliches und unaufdringlich schönes Buch, das er da vorgelegt hat und in dem er erzählt, wie mit dem Tod seiner Mutter auch ein Stück von ihm selbst geht und verschwindet für immer. Mit der Mutter, so geht es jedem von uns, stirbt die, die uns geboren hat und unverdrängbar stehen nun wir in der Reihe derer, die als nächste Bekanntschaft machen mit dem, von dem schon Paulus sagte, dass er uns mitten im Leben umfange und den Rilke in einem Gedicht unübertroffen so zeichnet:
"Der Tod ist groß
Wir sind die Seinen
Lachenden Mundes.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen
Wagt er zu weinen
Mitten in uns."
Auch an vielen anderen Stellen des Buches notiert er aufrichtig seine Gefühle der Ohnmacht, auch des Zorns darüber, hilflos dem Sterben seiner Mutter zusehen zu müssen. "Aber wir weinen ja nicht um den anderen, wir weinen im Grund nur um uns selbst."
Worte sind das, sensibel und zart formuliert, die immer wieder kreisen um die Unfähigkeit, mit dem Leid und dem Kummer anderer umzugehen, die genau dokumentieren, was sich im Autor, konfrontiert mit dem Tod, verändert. Und der Leser erkennt, wenn er denn diese Erfahrung schon ein oder gar mehrmals gemacht hat, viele eigene, damals vielleicht nicht richtig wahrgenommene Gefühle wieder.
Der zentrale Satz gegen Ende formuliert so etwas wie eine übertragbare Erkenntnis:
"Einatmen, ausatmen. Ich lernte das langsam. Ich lernte, dass es verschiedene Wahrheiten gab, die der Kranken und die der Gesunden."